Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) e.V.
Am Weidendamm 1 A
10117 Berlin
Fon +49 (0)30 726254-0
Fax +49 (0)30 726254-44
info@​btw.de
www.btw.de
Auch Prognose für 2018 ist positiv – Politische Großwetterlage trübt Reiselaune bislang nicht

Berlin, 18. Dezember 2017 – Mehr als 1,68 Milliarden Tage haben die Deutschen in diesem Jahr auf Ausflügen und längeren Reisen verbracht. Das waren knapp ein Prozent mehr als 2016 – und so viele wie nie zuvor. Diese Vorabergebnisse zum Reisejahr 2017 gehen aus dem aktuellen Tourismusindex des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) hervor. Damit bestätigt sich die Prognose, die BTW und GfK im vergangenen Dezember für das Jahr 2017 aufgestellt hatten.

Der von GfK im Auftrag des BTW erhobene Tourismusindex zeigt zudem: Allen politischen Unwägbarkeiten zum Trotz ist die Reiselaune der Deutschen vor dem Start ins Reisejahr 2018 erfreulich positiv. Weder die sich schon direkt nach der Wahl abzeichnende schwierige und langwierige Regierungsfindung in Deutschland noch die weltpolitischen Schlagzeilen konnten die Reiselaune bislang trüben. Im Gegenteil: Zum Jahreswechsel liegt der Tourismusindex, der die Bereitschaft der Deutschen misst, in den kommenden Monaten Geld für Reisetage auszugeben, bei +1,5 Zählern.

„Deutschland bleibt seinem Ruf als höchst reisefreudige Nation treu – auch in politisch turbulenteren Zeiten. Nachdem die Menschen schon im Wahljahr 2017 so viele Tage unterwegs waren wie nie zuvor, haben sie fürs kommende Jahr gedanklich noch einmal mehr eingeplant. Die nach wie vor steigenden Reallöhne und die geringe Arbeitslosigkeit geben den Bürgern finanzielle Spielräume und Sicherheit, dies macht das Urlaub- und Ausflugplanen noch einmal attraktiver. Dazu kommt das weiter niedrige Zinsniveau, das wenig Lust aufs Sparen macht“, kommentierte BTW-Präsident Dr. Michael Frenzel die Ergebnisse. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass fast alle Parteien im Wahlkampf finanzielle Entlastungen für die Bürger versprochen haben. Daran wird sich die künftige Regierung sicherlich messen lassen müssen.

Aus Sicht der Tourismuswirtschaft bleibt mit Blick auf das Reiseklima in Deutschland zudem zentral, dass die künftigen politischen Entscheider im Sinne von Unternehmen und Kunden die richtigen wirtschaftspolitischen Schwerpunkte rund um das Thema Tourismus setzen: Finanzielle Belastungen und Nachteile müssen abgebaut werden. Luftverkehrsteuer, zweierlei „Mehrwertsteuermaß“ auf Essen, das die Gastronomie gegenüber dem Handel benachteiligt, oder die gewerbesteuerlichen Sonderbelastungen für Reiseveranstalter, die faktisch zu einer Art Urlaubssteuer werden, erschweren nicht nur den Unternehmern das Arbeiten und den Wettbewerb, sondern führen in der Konsequenz auch zu einem schlechteren Preis-Leistungs-Verhältnis für die Kunden.

Reisetage 2017:

Der Tourismusindex bildet als einziger Index die ganze Bandbreite an touristischen Aktivitäten ab, für die auch der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft als Dachverband der Branche steht: Dazu zählen erstens Ausflüge - egal ob der Zoobesuch in der nächsten Großstadt mit Bahnanreise, die Radtour mit Einkehr im Landgasthof oder der Tagestrip mit dem Auto zum Rockkonzert oder Bundesligaspiel. Zweitens geht es um die Reisetage im Rahmen von Mehrtagesreisen – egal ob Wochenendstädtereise, mehrtägiger Verwandtenbesuch in Deutschland, Strandurlaub am Mittelmeer, Kreuzfahrt oder Rundreise in Asien.

Mehr als 1,68 Milliarden Tage werden die Deutschen bis Jahresende im Rahmen solcher Tages- und Übernachtungsreisen verbracht haben - nach der aktuellen Prognose sind dies 0,7 Prozent bzw. rund 11 Millionen Tage mehr als 2016. Damit war jeder Deutsche auch 2017 wieder durchschnittlich mehr als 20 Tage unterwegs.

Der Trend, dass weniger Tagesreisen absolviert werden, dafür aber mehr und längere Übernachtungsreisen, hielt auch in diesem Jahr an: Die Tagesreisen gingen um rund 6 Prozent zurück. Dafür gönnten sich die Menschen 6 Prozent mehr Reisetage im Rahmen von mehrtägigen Urlaubsreisen, und dabei insbesondere auf Kreuzfahrten (+10%), Städtereisen und beim Urlaub auf dem Land/in den Bergen (je +9%).

Das Minus bei den Tagesreisen zog sich durch nahezu alle Bevölkerungsgruppen. Ausnahme: Ältere Alleinstehende, die dieses Jahr sogar 14 Prozent mehr Tagesausflüge unternommen haben. Verzichtet wurde insgesamt vor allem auf Ausflüge in die nähere Umgebung, darunter Shoppingtouren oder Ausflüge in die Natur. Tagestrips zu Konzerten und Events (+8%), Sportveranstaltungen (+5%) und kulturellen Angeboten (+1%) legten hingegen zu.

Soziodemographische Entwicklung:

Ein Blick auf die absolvierten Reisetage zeigt auch dieses Mal soziodemographische Unterschiede: Mittelschicht-Familien mit (+4%) und ohne Kinder (+3%) und alleinstehende Ältere (+7 %) reisten 2017 deutlich mehr Tage als im Vorjahr. Gutverdiener mit einem Haushaltsnettoeinkommen mit mehr als 3.250 Euro absolvierten insgesamt 4 Prozent mehr Reisetage, größere Haushalte mit 4 oder mehr Personen kamen auf 3 Prozent mehr Reisetage. In der Gruppe der besserverdienenden Singles und sogenannten DINKS (Double Income No Kids; -5%) aber auch bei Familien in einfacheren Verhältnissen (-2%) und den Geringverdienern (- 6%) ging die Zahl der Reisetage hingegen zurück. „Ein Grund mehr, Urlaub nicht über politische Sonderlasten weiter zu verteuern“, so Frenzel.

 

Pressekontakt:

Nicole von Stockert, BTW-Pressesprecherin
Fon: 030/72 62 52-60; vstockert@btw.de

 

Über die Studie: Der BTW-Tourismusindex misst auf Basis des GfK-Konsumklimaindex und des GfK MobilitätsMonitors die Bereitschaft der Deutschen, das verfügbare Einkommen in Aufenthaltstage im Rahmen touristischer Aktivitäten zu investieren. Dabei ist der BTW-Tourismusindex unabhängig von zu wählendem Beförderungsmittel, beabsichtigtem Reiseziel und geplanter Reisedauer und umfasst sowohl privat als auch kommerziell organisierte Reisen. Betrachtet werden Tagesreisen wie auch Reisen mit Übernachtung(en), deren Ziel mindestens 50 Kilometer vom Wohnort des Reisenden entfernt liegt. Ergänzend zu diesem Stimmungsindikator werden zurückblickend die tatsächlich getätigten Reisetage ermittelt.

Die Ergebnisse der Stimmungsbefragung stammen aus denselben monatlich durchgeführten persönlichen Interviews bei etwa 2.000 Personen (repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland), die auch Grundlage des GfK-Konsumklimaindex darstellen. Zusätzlich wird eine ergänzende Prognose für die nächsten Monate erstellt. Der MobilitätsMonitor umfasst eine regelmäßige, monatliche Erfassung des Reiseverhaltens der Deutschen bei 45.000 Personen in einer kontrollierten, feststehenden Consumer Panel Stichprobe. GfK erstellt den Tourismusindex im Auftrag des BTW mit freundlicher Unterstützung des ADAC exklusiv für den BTW. Die nächste Veröffentlichung findet im Juli 2018 statt.

Über den BTW: Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft vertritt als Dachverband der deutschen Tourismuswirtschaft die gemeinsamen und übergreifenden Interessen dieser vielfältigen und starken Branche. Die Tourismuswirtschaft steht für rund 4 Prozent der Bruttowertschöpfung in Deutschland und beschäftigt 2,9 Millionen Menschen. Tourismus sorgt beispielsweise für rund 1,7 Millionen Arbeitsplätze in Hotellerie und Gastronomie, rund 350.000 im Sport-, Freizeit- und Kultursektor, mehr als 130.000 im Straßen- und Nahverkehrsbereich sowie rund 100.000 in Reisebüros und bei Reiseveranstaltern (Quelle: BMWi-Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“).