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Nach guten Zahlen in 2014 rechnet die deutsche Tourismuswirtschaft für 2015 mit einem weiteren Plus zwischen 1,5 und 2 % - BTW-Präsident fordert weniger finanzielle Sonder-belastungen, weniger Bürokratie und konkurrenzfähigen deutschen Luftverkehr

Berlin, 3. März 2015 – Nach einem erfolgreichen Jahr 2014 blickt die deutsche Tourismuswirtschaft zur Eröffnung der diesjährigen ITB auch optimistisch ins laufende Jahr. „Wir gehen davon aus, dass auch 2015 wieder ein Plus von 1,5 bis 2 Prozent möglich ist“, prognostizierte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft Dr. Michael Frenzel im Rahmen der ITB-Eröffnungspressekonferenz in Berlin. „Tourismus bleibt weltweit genauso wie in Deutschland auf dem Wachstumspfad. Die Reiselust ist ungebrochen. Und doch muss man sich die eine oder andere Zahl auch etwas genauer ansehen – gerade im internationalen Vergleich. Zudem bleibt abzuwarten, wie sich internationale Krisen weiterentwickeln und politische Entscheidungen wie der Mindestlohn in Deutschland dauerhaft auswirken.“

Wirtschaftliche Entwicklung: 2014 erneut ein Jahr der touristischen Rekorde

Der Tourismus setzte im vergangenen Jahr weltweit und auch in Deutschland seinen Rekordkurs fort: Die internationalen Touristenankünfte erreichten die Bestmarke von 1,138 Milliarden. Damit waren erneut 4,7 % mehr Touristen unterwegs. Wie dynamisch diese Entwicklung ist, zeigt der Fakt, dass sich die Zahl noch 2011 unterhalb der Milliardengrenze bewegte.

Auch die privaten Reisetage der Deutschen erreichten 2014 ein Allzeithoch:  Rund 1,6 Milliarden Reisetage im Rahmen von Übernachtungs- und Tagesreisen im In- und Ausland waren19 Millionen mehr als 2013 und so viele wie noch nie.

Das Reiseziel Deutschland konnte sich ebenfalls über neue Bestwerte freuen: 424 Millionen Übernachtungen waren 3 Prozent mehr als 2013. Wie sehr unser Land mittlerweile auch über die Grenzen hinweg punktet, zeigt das wieder überdurchschnittliche Wachstum von 5 % bei den Gästen aus dem Ausland.

Keinen Rekord aber doch eine erfreuliche Fortsetzung des stabilen Aufwärtstrends gab es beim Gastgewerbeumsatz: Mit einem Plus von 3,2 % legte er bereits das fünfte Jahr in Folge zu.

Die deutschen Flughäfen verzeichneten 2014 fast 208 Millionen Passagiere. Auch sie kamen damit auf ein – zumindest auf den ersten Blick - erfreuliches  Wachstum von 3 %. „Nichtsdestotrotz kann uns das nicht zufriedenstellen“, kommentierte Dr. Frenzel die Entwicklung. „Denn obwohl Deutschlands Konjunktur eine der stabilsten in ganz Europa ist, entwickelt sich der Luftverkehr im Vergleich mit den europäischen Nachbarn unterdurchschnittlich. Das gilt sowohl bei den Passagierzahlen der Flughäfen als auch den verkauften Passagierkilometern der Airlines.“

Politischer Handlungsbedarf reißt nicht ab

Der BTW-Präsident forderte die Politik mit Blick auf diesen internationalen Vergleich auf, die deutsche Luftverkehrswirtschaft konkurrenzfähig zu halten. Eine Abschaffung der Luftverkehrsteuer, weniger restriktive Betriebszeiten der deutschen Flughäfen und eine grundgesetzkonforme aber wirksame Regelung des Streikrechts in den Bereichen der Daseinsvorsorge und damit auch im Verkehr, um der dauernden Streikgefahr zu begegnen, sind aus Sicht der Tourismuswirtschaft unerlässlich. Dr. Frenzel: „Wir beobachten mit Sorge, dass sich die Wachstumsschere zwischen dem deutschen und dem globalen Luftverkehr immer weiter öffnet. Der deutsche Luftverkehr ist nicht nur unerlässlich für einen zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort Deutschland, sondern auch existenzieller Baustein für unsere Tourismusangebote – und zwar nicht nur für Outgoing- sondern auch für Incoming-Tourismus, was häufig vergessen wird.“

Der BTW-Präsident warnte auch noch einmal davor, die schönen Zahlen als politischen Freibrief dafür zu verwenden, die Tourismusbranche immer weiter zu belasten. „Die finanziellen Sonderbelastungen unserer Branche durch Steuern, Gebühren und Co. müssen reduziert werden!“ Die Kritik an Luftverkehrsteuer, Bettensteuer, Ausländermaut oder auch der gewerbesteuerlichen Hinzurechnung beim Hotelzimmereinkauf durch Reiseveranstalter sei wahrlich nicht neu. „Doch nur weil manches davon etabliert oder unausweichlich zu sein scheint, erhalten die Belastungen nicht mehr Berechtigung. Die Politik muss endlich erkennen, dass hier eine Branche dauerhaft für erfolgreiches Wirtschaften bestraft wird und gegensteuern. Und wenn die Finanzverwaltungen an ihrer jetzigen Rechtsauffassung in Sachen gewerbesteuerliche Hinzurechnung festhalten, bin ich skeptisch, dass es eine Zukunft für die Veranstalterreise „made in Germany“ geben wird.“

Dr. Frenzel forderte darüber hinaus „weniger statt mehr Bürokratie“ für Deutschlands Wirtschaft. „Mit dem seit Jahresbeginn geltenden Mindestlohn wurden der heimischen Wirtschaft laut Normenkontrollrat neue 9,7 Milliarden Euro an Bürokratiekosten zugemutet. Hier besteht dringender Handlungsbedarf! Der Mindestlohn muss entbürokratisiert werden, lebensfremde Vorschriften im Arbeitsrecht gehören abgeschafft – ich nenne hier nur die praxisfremden Höchstgrenzen bei den täglichen Arbeitszeiten. Doch damit nicht genug: Denn während etablierten Unternehmen immer mehr bürokratische Lasten auferlegt werden, entstehen im nahezu rechtsfreien Raum des Internets neue Konkurrenten wie Airbnb oder Uber, für die weder Mindestlohn noch Brandschutz oder Hygienevorgaben gelten. Dieser Wertungswiderspruch muss schnellstmöglich aufgehoben werden. Die Politik muss dringend Spielregeln finden, die für einen fairen Wettbewerb sorgen!“

 

Hinweis an die Redaktionen: Ein Factsheet mit weiteren Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung in den unterschiedlichen Teilbereichen der Tourismuswirtschaft finden Sie hier…

 

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Nicole von Stockert, Pressesprecherin
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Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) ist der Sprecher der Tourismuswirtschaft in Deutschland. 7 Prozent aller Arbeitsplätze und 4,4 Prozent der Wertschöpfung in Deutschland gehen direkt auf das Konto des Tourismus, wie eine aktuelle Studie ergeben hat. Hinter dem BTW stehen große Unternehmen und starke Verbände aus allen Bereichen des Tourismus.